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Ellen

Weite Wege lohnen sich - Natalya spricht über die Gründung von Netzwerk Chancen


Hinter dem Hashtag #iamamigrant verbirgt sich eine Kampagne, die Migrantinnen und Migranten zu Wort kommen lässt, um mit persönlichen Geschichten Vorurteilen entgegenzutreten. Migration ist vielfältig. Jede einzelne Geschichte beginnt anders, jede einzelne ist besonders und muss erzählt werden. So auch die Geschichte unserer Gründerin Natalya, über die sie mit der Journalistin Christine Strotmann von „i am a migrant“ gesprochen hat.


„Ich bin als Kind als Kontingentflüchtling nach Deutschland gekommen. Wir waren jüdischstämmig und kamen aus der ehemaligen Sowjetunion – so konnten wir 2001 nach Deutschland einwandern.“ „Die Reise dauerte 36 Stunden mit dem Bus. Ich war vorher nie verreist, und es war insgesamt sehr anstrengend. Der erste Stopp war in Dresden, da habe ich zum ersten Mal ein Einkaufszentrum gesehen. Dort war ich zum ersten Mal in meinem Leben nicht in der Lage, mich zu verständigen – das war ein Schock.“ „Der Anfang war recht schwer, wir lebten über Monate zu dritt in einem Zimmer, mein Vater, meine Mutter und ich. Zur Schule bin ich aber gleich nach der ersten Woche.“


Rückblickend wird Natalya klar, wie wichtig der schnelle Einstieg in die Schule damals für sie war. Auch wenn sie keinen einfachen Weg vor sich hatte: „Ich war immer gut in der Schule, also wollte ich es auch in Deutschland sein. So war mir klar, dass ich schnell gut Deutsch lernen musste. Ab da war ich aber auch sehr auf mich allein gestellt, meine Eltern haben kein Deutsch gelernt, und ich habe schon früh meine Entscheidungen allein getroffen.“ „Wie jede Jugendliche hatte ich natürlich Probleme in der Pubertät. Bei mir wurden diese Probleme durch Identitätsprobleme noch verstärkt. Ich war immer hin- und hergerissen zwischen der Schule und meinem Leben dort und der Parallelwelt, in der ich aufwuchs.“


In dieser Zeit setzte sich Natalya ehrgeizige Ziele, hat einen hohen Anspruch an sich und ihre Zukunft in Deutschland. „Ich war früh gezwungen, selbständig zu werden, und obwohl ich kein Abitur gemacht habe, hatte ich mit 22 Jahren einen Masterabschluss in der Tasche. Ich habe aus meiner eigenen Geschichte etwas gelernt: In Deutschland wird es Aufsteigern sehr schwer gemacht – egal ob mit Migrationsgeschichte oder ohne. Deswegen habe ich inzwischen eine gemeinnützige Organisation gegründet, „Netzwerk Chancen“, die sich als unabhängige Dialog-Plattform für mehr Chancengleichheit in Deutschland einsetzt.“


So entwickelte Natalya aus ihrem eigenen Werdegang und ihren gesammelten Erfahrungen einen Lösungsweg: sie vernetzt gemeinsam mit ihrem ehrenamtlichen Team wichtige zivilgesellschaftliche Organisationen, Politiker, Beamte, Eltern, Wissenschaftler und Schüler miteinander, um gemeinsam nachhaltige Lösungen für gleiche Bildungs- und Aufstiegschancen zu entwickeln. „Ich glaube fest daran, dass Austausch Vorurteile abbauen kann. Deswegen mache ich mich für den Dialog zwischen unterschiedlichen sozialen Schichten stark, aber auch zwischen den verschiedenen Kulturen.“


Danke an "i am a migrant" und an Christine Strotmann für das Interview.

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